Viele unserer Kunden – besonders im Reseller Bereich – sind Unternehmensgründer, die ihre Webseite oder den Webshop bei domainFACTORY hosten. Andere haben sich vielleicht noch nicht dazu durchgerungen, ein eigenes Gewerbe zu gründen, liebäugeln aber mit der Idee. Für alle, die sich mit den Chancen und Risiken der Unternehmensgründung befassen, schauen wir heute über den Tellerrand des Webhostings und greifen in unserem Blog ein Business-Thema auf: Kritisch befassen wir uns mit 6 vermeintlichen Erfolgsfaktoren, von denen wir glauben, dass sie nahezu jedem Existenzgründer früher oder später begegnen.
These 1: Man muss der Erste auf dem Markt sein
Zunächst mag es als großer Vorteil erscheinen, als Erster mit einem Produkt oder einer Dienstleistung auf dem Markt zu gehen. Ist man der Erste, kann man all seine Energie auf das schnelle Wachstum eines neuen Marktes konzentrieren, in dem man von Beginn an eine starke Position innehat. Da kann fast nichts mehr schief gehen.
Bei genauerer Betrachtung jedoch fallen Probleme, die die Neueinführung eines Produktes mit sich bringt, ins Auge: Viele Produktideen, die zuerst gut klingen, funktionieren vielleicht gar nicht oder erweisen sich nach einem kurzen Hype als Flopp. Bis man das festgestellt hat, sind vielleicht schon Millionen Euro an Forschungs- und Entwicklungskosten angefallen und der Ausstieg kostet weiteres Geld.
Als nachfolgender Produzent oder Dienstleister kann man beobachten, Daten sammeln und sich Strategien überlegen, wie sich Produkte oder Dienstleistungen verbessern lassen. Man kann Erfolgskonzepte kopieren, weiterentwickeln und muss diese nicht zuerst erproben. Beispiele hierzu gibt es unzählige: Die erste wirklich populäre Suchmaschine war Yahoo! und gesurft hat man seinerzeit mit dem Netscape Navigator.
These 2: Das Produkt muss das Beste auf dem Markt sein
Nehmen wir einmal an, wir hätten eine Glühbirne entwickelt, die eine Lebensbrenndauer von 150.000 Stunden aufweist. Leider aber ist sie aufgrund der verbauten Teile in der Anschaffung und im Betrieb ein ganzes Stück teurer als herkömmliche Birnen. Werden uns die Menschen diese Birne aus den Händen reißen?
Der „Homo oeconomicus“ ist das bekannte Modell des rational handelnden Konsumenten, der genau abwägt, bevor er sich für die beste aus einer Reihe von Möglichkeiten entscheidet. Dieser Homo oeconomicus existiert in der Realität nicht: Menschen entscheiden emotional, schnell, aus dem Bauch heraus und ohne auf eine ausreichende Basis von Informationen zurückgreifen zu können.
Um als Hersteller oder Anbieter wirklich erfolgreich zu sein, muss man eine ganze Reihe von Faktoren im Griff haben. Ein Produkt kann von herausragender Qualität sein – ist es aber vergleichsweise teuer, kaufen es wahrscheinlich nur wenige.
These 3: Viel Geld hilf viel
Stimmt. Ist richtig. Absolut. Keine Widerworte.
Außer, man analysiert die eigenen Zielsetzungen genau und stellt sie den vorhandenen Ressourcen gegenüber. Geld ist wichtig, kann aber durch andere Faktoren kompensiert werden. Viele Startup-Unternehmen verzichten auf Büroräume, vergeben Aufträge an Externe und zapfen neue Geldquellen an, um die Startphase zu überstehen. In Zeiten von Crowd-Funding, Social-Media und Breitbandinternet gibt es viele Alternativen zu teuren Krediten.
These 4: Damit es wirklich gut wird, muss man es selbst machen
Man hat eine Vision und ist der Einzige, der sie korrekt umsetzen kann. Man versteht sein Produkt am besten, man kennt die Kunden, man glaubt an sich und daran, dass man erfolgreich sein wird. Die Ressourcen – besonders die finanziellen – sind knapp. Es gibt keinen Grund, den Erfolg des Unternehmens von Anderen abhängig zu machen.
Stimmt: Ein neu gegründetes Unternehmen hat im Regelfall nicht viele Ressourcen. Die mit Abstand wertvollste aber ist: die eigene Zeit! Vielleicht kann man sich anfangs noch um jeden Kunden persönlich kümmern, die Mail Postfächer selbst einrichten und stundenlang damit verbringen, die beste Domainendung zu suchen. Doch welche dieser Tätigkeiten bringt das Unternehmen wirklich weiter? Welches sind meine Aufgaben, die ich als Unternehmer am besten erfüllen kann und welche muss ich auf andere Schultern verteilen, um weiter an der Umsetzung meiner Vision arbeiten zu können?
These 5: Viel Geld verdienen, das ist Wichtigste
Ein Unternehmen ist dann erfolgreich, wenn es viele große Rechnungen schreiben kann und von vielen Außenstehenden hoch bewertet wird. Große Einnahmen sind der ausschlaggebende Faktor dafür, ob ein Unternehmen erfolgreich agiert und eine goldene Zukunft hat.
Dann platzte die dotcom-Blase.
Eine wichtige Frage, die sich eigentlich jeder Unternehmer stellt ist, welche Werte seine Firma generiert und welche Abhängigkeiten er schaffen möchte. Der Wert einer Firma ergibt sich schließlich auch aus ihrem Kundenbestand, der Qualifikation der Mitarbeiter, aus den Immobilien und anderen betriebswichtigen Einrichtungen. Diese Werte auszubauen und zu schützen ist eine wichtige Aufgabe, um den Erfolg eines Unternehmens nachhaltig sicherzustellen.
Schade, wenn man also seine Kundendaten verliert, weil nicht genügend in ein geeignetes Backup investiert wurde, oder wenn die Sicherheit des Webshops zu schwach ist und dieser gehackt wird, oder wenn Google – die einzige Suchmaschine die man gepflegt hat – die Unternehmensseite aus dem Index wirft.
These 6: Es geht in der Hauptsache um Wachstum
Solle es nicht das Hauptziel eines Unternehmens sein, möglichst viele Kunden zu gewinnen, die seine Produkte konsumieren? Wenn viele Menschen konsumieren, kann das Unternehmen wachsen, noch mehr Kunden bedienen, was dann zu weiterem Wachstum führt…
Bei Unternehmen, die auf ein schnelles Wachstum ausgelegt sind, übersehen viele die Bestandskundepflege. Diese hat große Vorteile gegenüber einer Strategie, die nur auf die Neukundengewinnung abzielt. Einen Kunden zu halten und zu pflegen ist in der Regel wesentlich kostengünstiger als die Gewinnung von Neukunden. Ist uns ein überzeugter Bestandskunde, der uns an seine Freunde weiter empfiehlt, nicht viel lieber als ein Neukunde, der uns nach einem Jahr wieder verlässt? Ein entscheidender Faktor, um Kunden nicht nur zu gewinnen, sondern dauerhaft zu halten, ist der Kundenservice. Jedes Unternehmen muss für sich definieren, was guter Service ist; klar definierte Visionen und Leitlinien helfen hier, genauso wie ein Servicelevel-Agreement.
Vielen Dank, Herr Sahlmüller, für die gute Zusammenfassung. Genau deshalb liebe ich das Internet, die Einstiegsbarrieren, um kurzfristig neue (Shop)-Konzepte zu testen sind relativ gering. Durch Adwords oder Facebook kann man recht gezielt Traffic einkaufen, um dann z.B. per A/B Split Tests Landingpages zu testen.
Immer wieder spannend!
…und natürlich stellt sich bei dem Thema vor allem die Frage, wie groß das werden soll. Wo will man mit der Firma überhaupt hin? Sich mit einer Gründung als Ein-Personen-Firma eine Existenzgrundlage zu verschaffen ist sicherlich einfacher als aus dem Nichts und ohne finanzielle Basis ein Unternehmen mit Mitarbeitern aus dem Boden zu stampfen. Wie praktisch, dass es heute die Möglichkeit gibt klassische Büroarbeit ins Virtuelle auszulagern und anfallende Büroaufgaben mit wenig Verwaltungsaufwand zu betreiben. In diesem Zusammenhang kann ich übrigens auch das Buch „Kopf schlägt Kapital“ von Günter Faltin empfehlen.
„Wo soll man mit der Firma überhaupt hin“ die Frage ist genau richtig gestellt. Man könnte den Firmensitz auch ins Ausland verlegen, immerhin bietet dieses weitaus interessante und lukrativere Möglichkeiten -steuerlich gesehen – als Deutschland. Vielleicht sollte man sich aber erst einen Überblick verschaffen, welches Land welche Vorteile zu bieten hat. Auf den Seiten der http://www.gruendungskanzlei.eu sind die Vorteile der Länder sehr gut herausgepickt und ersichtlich.
Hallo Benedikt!
Guter Beitrag zu Unternehmensgründung 🙂
Es ist sehr wichtig zu wissen, wie man sich am besten positioniert und wie man alles finanziert.
Aber auch andere Faktoren spielen auch eine Rolle. Diese könnten dich interessieren. Ich habe sie hier, in diesem Video beschrieben:
https://www.youtube.com/watch?v=coVVybqKP4Y
LG Marko