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Kotlin vs. Java – was eignet sich wofür?


Veröffentlicht am 11.04.2025 von DomainFactory

Wenn es um Android-Entwicklung geht, ist Kotlin bereits Standard. Diese Tatsache und eine gute Kompatibilität macht Kotlin auch auf weiteren Plattformen immer beliebter. Kotlin verlässt den Androidraum und etabliert sich langsam auch in iOS und Windows. Aber ist Kotlin besser als Java? Es wird Zeit, sich die beiden Sprachen einmal genauer anzusehen und herauszustellen, wo die Unterschiede liegen.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Kotlin spart an Codezeilen, nicht aber an Lesbarkeit.
  • Getter und Setter werden dank Kotlin in den Compiler verschoben.
  • NullPointerExceptions werden zudem fast eliminiert.
  • Der kompilierte Kotlin-Code ist dabei hochkompatibel.

Was ist Kotlin eigentlich genau?

Kotlin wird von der Firma JetBrains entwickelt, von der ebenfalls die intelligente Java-IDE IntelliJ IDEA und die JavaScript IDE Webstorm stammt. Damit ist Kotlin eine plattformübergreifende, statisch typisierte Programmiersprache, die in Java, JavaScript und Maschinencode umgewandelt werden kann. Sie ist daher sehr vielseitig und kann in viele Projekte einfach eingebunden werden. Die Integration erfolgt ganz ohne Kompatibilitätsprobleme und benötigt außerdem keine Schnittstellenprogrammierung.

Kompatibilität mit Java

Ein großer Vorteil besteht darin, dass der Code mit Java kompatibel ist. Als Beispiel: Ein Code, der mit Kotlin erstellt wird, kann aus Java-Klassen heraus angesprochen werden. Andersherum können Java-Klassen auch in Kotlin genutzt werden. Viele bereits vorhandene Java-Projekte können nach und nach ohne Verluste in Kotlin umgeschrieben werden. Somit können Sie vorhandene Projekte mit einem aktuell sicheren Code ergänzen, ohne den Rest abändern zu müssen.

Kotlin bietet die gleiche Leistung bei weniger Code

Eine weitere Überlegenheit von Kotlin ist darüber hinaus, dass viel Boilerplate-Code vermieden wird. Oft gehört er zwar zum guten Programmierstil, er bläht den Code jedoch unnötig auf. Mit Kotlin können einfache Aufgaben, die in Java knapp 100 Zeilen Code benötigen, auf weniger als zehn Prozent reduziert werden. Dabei wird weder die Lesbarkeit noch die Funktionsweise beeinträchtigt. Dies ist zwar ein extremes Beispiel, in der Regel lässt sich der Java-Code aber um 20 bis 30 Prozent kürzen.

💡 Gut zu wissen: Weniger Code bedeutet auch immer weniger mögliche Bugs, weniger Bugfixing und schnellere Fertigstellung von Projekten. Das spart nicht nur Nerven, sondern auch Zeit und Geld.

NullException-Prüfung wird überflüssig

Um Programmabstürze zu vermeiden, muss in Java vor dem Zugriff auf jede Variable geprüft werden, ob der Wert Null beträgt. Dies sieht dann folgendermaßen aus:

 

if(mitglied != null && mitglied.getLastname() != null){
length = mitglied.getLastname().length()
}

 

Diese Rechenschritte können theoretisch vermieden werden. In Kotlin ist es möglich, direkt mitzuteilen, ob ein Attribut nullable ist. Wenn ein Standardwert gesetzt wird, fällt diese Prüfung weg:

 

val firstname: String = ""

 

Natürlich kann auch ein Nullwert erlaubt werden, die entsprechende Prüfung sieht dann wie folgt aus:

 

val length?: Int = mitglied?.lastname?.length

 

Sollte nun ein Nullwert auftauchen, ist das Ergebnis der Variablen length auch der Wert null. Mit dem Elvis-Operator und der Zuweisung eines Standardwertes kann das umgangen werden:

 

val length: Int = mitglied?.lastname?.length ?: 0

 

Anschließend muss nicht mehr auf Null geprüft werden und der Code wird kürzer. Diese Funktion ist zwar ähnlich wie bei Optionals in Java, gibt aber die Möglichkeit wie folgt abzukürzen:

 

println(lastname?.length)

 

anstatt

 

lastname.ifPresent(value -> println(value.length()));

 

Unterstützung für die Programmierung von Kotlin

Kotlin läuft Java in vielen Fällen den Rang als Standard-Programmiersprache für Android ab. Daher ist Kotlinin die Entwicklungsplattform Android Studio integriert, sodass Sie Apps direkt dort erstellen und testen können.

Seit Version 5 unterstützt das Spring-Framework Kotlin ohne zusätzliche Plugins. Außerdem ist in den Entwicklungsplattformen IntelliJ (Community und Enterprise) und Eclipse bereits eine Unterstützung für Kotlin vorhanden. So lassen sich Java und Kotlin einfach miteinander verbinden.

Einsatz als native Programmiersprache findet immer mehr Anwendung

Kotlin ist nicht nur in der Android-Programmierung zu Hause. Mittlerweile ist das Tool auch als native Programmiersprache für einige weit verbreitete Systeme verfügbar. Derzeit kann Kotlin/Native auf diesen Betriebssystemen angewendet werden:

  • iOS (arm32, arm64, simulator x86_64)
  • MacOS (x86_64)
  • Android (arm32, arm64)
  • Windows (mingw x86_64, x86)
  • Linux (x86_64, arm32, MIPS, MIPS little endian, Raspberry Pi)
  • WebAssembly (wasm32)

In welchen Fällen eignet sich Java besser als Kotlin?

Trotz der guten Unterstützung und dem Push von Google gibt es dennoch Fälle, in denen Java als Programmiersprache einen besseren Dienst leistet. Die Vorteile von Java haben wir in dieser Übersicht zusammengestellt.

Java

 
Kotlin

 
Die Anzahl der Java-Programmierer ist wesentlich höher als bei Kotlin. 1992 kam die erste Version auf den Markt.
Es existiert viel Hilfestellung in Form von Blogs, Videos und Foren.

 
Kotlin existiert seit 2011 und wurde erst 2017 von Google für Android vorgestellt.
Die Community ist daher noch relativ klein und Hilfe wird von wesentlich weniger Personen geleistet.

 
Java-Code ist komplex, dafür anfangs übersichtlicher gestaltet.

 
Kotlin spart Codezeilen. Wenn Sie Umsteiger sind, müssen Sie sich allerdings erstmal mit den Kürzungen vertraut machen.

 
Komplexe Apps und Programme sind in Java kleiner und übersichtlicher als in Kotlin.

 
Kleine, weniger komplexe Apps sind in Kotlin besser aufgehoben.

 
Apps sind in Java zwar langsamer, dafür benötigen die APKs weniger Speicher. Da der Trend derzeit eher Richtung lightweight microservice applications geht, ist Java hier der bessere Weg.

 
Kotlin-Apps sind zwar grundsätzlich mit weniger Code zufrieden. Der Runtime-Code und die Standardbibliotheken, die in Kotlin-Apps integriert werden, lassen die APK-Größe allerdings schnell wachsen.

 

Ist Kotlin nun wirklich das bessere Java?

Bei der Betrachtung aller Fakten könnte das angenommen werden. Java war lange Zeit der Platzhirsch, wenn es um Apps geht. Java-Programme laufen auf sämtlichen Plattformen, die über eine Laufzeitumgebung verfügen. Diese Tatsache machte Java zu dem, was es heute ist – eine der beliebtesten Programmiersprachen. Fakt ist allerdings auch, dass Java wegen seiner vielen Codezeilen bei kleineren Apps oft unübersichtlich wirkt und von vielen Programmierern deswegen gemieden wird.

Auch die immer wieder auftretenden Sicherheitsprobleme sorgen langsam für einen Rückgang. Selbst Oracle empfiehlt mittlerweile die Deinstallation von Java, wenn es nicht unbedingt benötigt wird. So etwas aus eigenem Hause zu hören, kann potentielle Programmierer abschrecken. Kotlin wird daher wohl zumindest für kleinere Projekte Java über kurz oder lang ersetzen. Bei größeren Projekten bleibt Java allerdings immer noch die bessere Wahl.

 

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Ist Kotlin einfacher zu lernen als Java?  Für Java-Entwickler ist Kotlin meist einfacher zu erlernen, da die Syntax schlanker und intuitiver ist. Anfängern fällt Java jedoch oft leichter, da die ausführlichere Syntax expliziter ist. Der Umstieg wird durch die hervorragende Interoperabilität und IDE-Unterstützung zusätzlich erleichtert – Tools wie IntelliJ IDEA können Java-Code automatisch in Kotlin konvertieren.

Wie unterscheidet sich die Syntax von Kotlin und Java? Kotlin bietet eine deutlich kompaktere Syntax als Java. Zum Beispiel:

// Kotlin

 

fun greet(name: String): String {
	val greeting = "Hello, $name!"
	return greeting
}

 

// Java

 

public String greet(String name) {
	final String greeting = "Hello, " + name + "!";
	return greeting;
}

 

Kotlin macht Semikolons optional, nutzt val (unveränderlich) und var (veränderlich) statt final, deklariert Typen nach dem Variablennamen und definiert Funktionen mit fun. Besonders praktisch sind Data Classes:

 

data class User(val name: String, val age: Int)

 

// Automatisch generiert:

 

equals(), hashCode(), toString(), copy()

 

Wie unterscheidet sich die Handhabung von Nebenläufigkeit in Kotlin und Java?  Kotlin revolutioniert asynchrone Programmierung mit Coroutines. Diese bieten bessere Lesbarkeit, einfachere Fehlerbehandlung und effizientere Ressourcennutzung:

// Asynchroner Kotlin-Code mit Coroutines

 

launch {
	val data = fetchDataAsync() // suspendiert den Thread, statt ihn zu blockieren
	processData(data)
}

 

Java nutzt Threads, das Executor-Framework und seit Version 8 CompletableFuture:

// Äquivalenter Java-Code

 

CompletableFuture.supplyAsync(() -> fetchData())
	.thenAccept(data -> processData(data));

 

Welche Sprache bietet bessere Unterstützung für funktionale Programmierung? Kotlin wurde mit umfassender Unterstützung für funktionale Programmierung konzipiert:

  • First-Class-Funktionen und Lambda-Ausdrücke mit sauberer Syntax
  • Erweiterungsfunktionen zum Hinzufügen neuer Funktionalität zu bestehenden Klassen
  • Pattern Matching mit ausdrucksstarken when-Statements
  • Collection-Operationen mit natürlicher Syntax
val doubled = listOf(1, 2, 3).map { it * 2 }
                         	.filter { it > 3 }

 

Java hat seit Version 8 mit Lambda-Ausdrücken und Stream-APIs nachgezogen, bleibt aber bei funktionalen Konzepten umständlicher.

Wie unterscheiden sich Kotlin und Java in Bezug auf Typsicherheit? Kotlin bietet ein ausgereifteres Typsystem mit Fokus auf Nullsicherheit:

// In Kotlin muss Nullbarkeit explizit deklariert werden

 

var nonNull: String = "value"   // Kann nie null sein
var nullable: String? = null	// Kann null sein
val length = nullable?.length   // Sicherer Aufruf

 

Weitere Vorteile sind Smartcasts (automatische Typumwandlung nach Typprüfung), sealed classes für algebraische Datentypen und ein besserer Umgang mit primitiven Typen.

Wie sieht die Zukunft von Kotlin und Java aus? Java bleibt als Unternehmensstandard relevant mit seinem sechsmonatigen Release-Zyklus und kommenden Features wie Project Valhalla und Project Loom. Kotlins Zukunft liegt in der Multi-Plattform-Entwicklung mit wachsender Unterstützung durch Google im Android-Bereich.

Beide Sprachen werden koexistieren, wobei Java in Unternehmensanwendungen stark bleibt und Kotlin in mobilen und plattformübergreifenden Anwendungen zukünftig dominieren dürfte.

Welche Sprache ist besser für große Unternehmensprojekte geeignet? Bei Unternehmensprojekten punktet Java mit seiner langjährigen Stabilität, umfangreichem Bibliotheksökosystem und größerem Entwicklerpool. Kotlin bietet bessere Wartbarkeit durch kompakteren Code, Nullsicherheit und funktionale Konzepte. Die Java-Interoperabilität ermöglicht eine schrittweise Migration. Die Entscheidung sollte projektabhängig getroffen werden, basierend auf bestehenden Systemen, Entwicklungsschwerpunkt und Team-Erfahrung.

Wie unterscheiden sich die Möglichkeiten zur Erweiterung bestehender Klassen? Kotlin revolutioniert die Klassenerweiterung mit Extension Functions:

// Erweiterung der String-Klasse ohne Vererbung oder Wrapper

 

fun String.removeFirstLastChar(): String =
    this.substring(1, this.length - 1)

 

// Verwendung:

 

"Hello".removeFirstLastChar() // Ergebnis: "ell"

 

"Hello".removeFirstLastChar() // Ergebnis: "ell"

Java erfordert Vererbung, das Decorator-Pattern oder Utility-Klassen:

// Utility-Klassen-Ansatz in Java

 

public class StringUtils {
	public static String removeFirstLastChar(String str) {
    	return str.substring(1, str.length() - 1);
	}
}

 

Welche Sprache bietet bessere Unterstützung für Multiplatform-Entwicklung? Kotlin Multiplatform (KMP) ermöglicht echtes Codesharing zwischen verschiedenen Plattformen:

// Gemeinsamer Kotlin-Code

 

expect class PlatformSpecific {
	fun getPlatformName(): String
}

 

// Plattformspezifische Implementierung

 

actual class PlatformSpecific {
	actual fun getPlatformName(): String = "Android"
}

 

Java ist hauptsächlich auf die JVM beschränkt. Obwohl GraalVM eine native Kompilierung ermöglicht, bleiben die Multiplatform-Fähigkeiten begrenzt. KMP-Projekte erreichen oft 50 bis 70 % Codesharing zwischen Plattformen, was Entwicklungszeit und Wartungsaufwand erheblich reduziert.

Welche Vorkenntnisse sollten mitgebracht werden, um mit Kotlin zu beginnen? Java-Grundkenntnisse erleichtern den Einstieg in Kotlin erheblich. Hilfreich sind außerdem ein Verständnis objektorientierter Programmierung und Grundkenntnisse des JVM-Ökosystems. Für Android-Entwickler ist Kotlin mittlerweile die empfohlene Einstiegssprache, auch ohne vorherige Java-Erfahrung, dank der ausgezeichneten Dokumentation und Online-Tutorials wie Kotlin Koans.

Der Autor:


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