WordPress

Gute WordPress-Plugins erkennen und auswählen


Veröffentlicht am 13.10.2022 von Simon Kraft

Plugins erlauben es Ihnen, WordPress mit wenigen Klicks um die verschiedensten Funktionen zu erweitern. Nun gibt es neben dem offiziellen Plugin-Verzeichnis auf WordPress.org mit aktuell über 58.000 Plugins ein unüberschaubares Angebot an kostenpflichtigen und kostenlosen Plugins. Einsteiger*innen geraten hier bei der Plugin-Auswahl schnell in ernste Probleme. Aber auch Profis können schon angesichts der bloßen Menge an verfügbaren Plugins ins Straucheln kommen.  

Plugins erlauben es Ihnen, WordPress mit wenigen Klicks um die verschiedensten Funktionen zu erweitern. Nun gibt es neben dem offiziellen Plugin-Verzeichnis auf WordPress.org mit aktuell über 58.000 Plugins ein unüberschaubares Angebot an kostenpflichtigen und kostenlosen Plugins. Einsteiger*innen geraten hier bei der Plugin-Auswahl schnell in ernste Probleme. Aber auch Profis können schon angesichts der bloßen Menge an verfügbaren Plugins ins Straucheln kommen.  

Im Folgenden möchte ich Ihnen ein paar grundlegende Tipps an die Hand geben und Sie damit in die Lage versetzen, bei Plugins zukünftig selbst die Spreu vom Weizen zu trennen und grobe Fehltritte zu vermeiden. Dafür sind wir im Übrigen nicht darauf angewiesen, einen Blick auf den Programm-Code der Plugins zu werfen. Besonders bei Bezahl-Plugins ist das vor dem Kauf in vielen Fällen ohnehin nicht möglich. 

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Mögliche Quellen für Plugins 

Die unzähligen Quellen, aus denen Sie Ihre Plugins beziehen können, lassen sich in einige grundlegende Kategorien einteilen. Diese sollten wir kurz mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen anreißen. 

WordPress.org  

Das Plugin-Verzeichnis auf WordPress.org enthält über 50.000 kostenfreie Plugins.

Das Plugin-Verzeichnis auf WordPress.org enthält über 50.000 kostenfreie Plugins.

Alle Plugins, die sich im offiziellen Plugin-Verzeichnis finden, haben eine große Gemeinsamkeit: sie sind kostenfrei. Das Verzeichnis erreichen Sie entweder direkt über de.wordpress.org/plugins oder aus Ihrem WordPress-Backend heraus über das Admin-Menü und den Punkt Plugins / Installieren

Bei der Aufnahme auf WordPress.org werden Plugins eingehend von einem Team Freiwilliger geprüft und bei Beanstandungen zur Verbesserung an den/die Plugin-Autoren*in zurückgeschickt. Plugins mit bekannten Sicherheitsproblemen werden umgehend aus dem Angebot genommen. Nach der Installation können Plugin-Updates später einfach mit einem Klick aus Ihrem WordPress-Backend heraus oder sogar komplett automatisch durchgeführt werden.

Beachten sollten Sie hier allerdings, dass viele der Entwickler*innen in der Regel keinen professionellen Support auf WordPress.org bereitstellen. Die Support-Foren sind also eher als Selbsthilfegruppen zu verstehen.

 

Entwickler-Seiten

Viele Entwickler*innen, ganz unabhängig vom Umfang ihrer Tätigkeit, bieten Ihre Plugins auf einer eigenen Website an. In den Fällen größerer Anbieter können hier sogar eigene Shops mit verschiedenen Produkten und Services entstehen. Berühmte Beispiele für solche Entwickler-Shops sind woocommerce.com, deliciousbrains.com oder marketpress.de.

Bei diesem Modell haben die Anbieter deutlich mehr Freiheiten und können unabhängiger von den Regeln des WordPress.org-Verzeichnisses agieren. Mit allen Vor- und Nachteilen, die das für Sie als Kunde mitbringt.

Marktplätze

Anbieter, die den Betrieb eigener Infrastruktur scheuen, finden sich in der Regel auf Marktplätzen wie CodeCanyon, die die Plattform gegen eine Umsatzbeteiligung für den Verkauf und Support von Plugins und anderen Produkten bereitstellen.

GitHub

GitHub ist sowohl Entwicklungsplattform für Plugin-Entwickler*innen als auch Quelle für Plugins.

GitHub ist sowohl Entwicklungsplattform für Plugin-Entwickler*innen als auch Quelle für Plugins.

Die Code-Plattform GitHub dient Entwickler*innen vorrangig als gemeinsame Arbeitsumgebung und Ticket-System, wird aber auch gern zum kostenlosen Bereitstellen kleiner Plugins und Fingerübungen genutzt. Zusätzlich finden sich hier viele Plugins, die auch auf WordPress.org verfügbar sind. Ein Blick auf die GitHub-Seite eines Plugins lohnt sich außerdem fast immer, weil Sie hier schnell ein Gefühl dafür bekommen können, ob ein Plugin aktiv weiterentwickelt wird, oder nicht.

Grundsätzlich gibt es keine zwingenden Argumente für oder gegen eine dieser Quellen. Genauso halte ich es für wenig zielführend, kostenfreie oder Bezahl-Plugins grundsätzlich zu bevorzugen. Sie sollten nur in jedem Fall darauf achten, Plugins nur von den tatsächlichen Autoren zu beziehen. Besonders bei den kostenpflichtigen Lösungen kommt es gerne einmal vor, dass Drittanbieter günstige Bundle-Angebote schnüren oder Plugins sogar kostenlos weitergeben. Nicht selten enthalten diese Angebote Schadcode, der Ihre Website in Gefahr bringen kann.

Checkliste

Keiner der folgenden Punkte ist für sich allein genommen das perfekte Entscheidungskriterium. Dennoch können Sie mit jedem der Punkte Ihr Gesamtbild eines Plugins etwas weiter vervollständigen. Wenn für Ihren Anwendungsfall mehrere Plugins infrage kommen, empfiehlt es sich tatsächlich, eine kleine Liste anzulegen und für jeden der folgenden Aspekte Plus- bzw. Minuspunkte zu vergeben.

Funktionsumfang

Ein Plugin nach dem Funktionsumfang zu bewerten, mag im ersten Moment nach einer Binsenweisheit klingen. Tatsächlich meine ich damit gleich zwei leicht unterschiedliche Dinge.

Natürlich ist es wichtig, dass ein Plugin, das Sie einsetzen werden, Ihre Anforderungen abdeckt. Wollen Sie zum Beispiel T-Shirts verkaufen, würde Sie ein Online-Shop-Plugin ohne Versand-Logik wenig glücklich machen. Daher ist es nützlich, wenn Sie sich vorab über Ihre Anforderungen im Klaren sind.

Gleichzeitig halte ich es aber für mindestens genauso wichtig, dass Sie ein Plugin auswählen, das nach Möglichkeit auch nicht viel mehr abdeckt als den benötigten Funktionsumfang. So sollte das Plugin für Ihren Online-Shop nicht auch noch eine Newsletter-Funktion mitbringen. Wenn Sie keinen Newsletter benötigen, sollte der Code dafür auch nicht auf Ihrer Seite sein. Und sollten Sie tatsächlich einen Newsletter einsetzen wollen, wären Sie mit Sicherheit mit einem dedizierten Newsletter-Plugin besser bedient.

Letzte Änderungen

WordPress.org gibt detaillierte Informationen über letzte Updates, die aktuelle Version und andere Eckdaten eines Plugins.

WordPress.org gibt detaillierte Informationen über letzte Updates, die aktuelle Version und andere Eckdaten eines Plugins.

Wie lange die letzte Aktualisierung eines Plugins zurückliegt, sagt im ersten Moment nicht viel über dessen Funktionstüchtigkeit aus. Es ist durchaus denkbar, dass ein Plugin unter Optimalbedingungen Jahre lang ohne Update funktioniert, auch wenn WordPress selbst regelmäßige Neuerungen erfährt und sich aus Anwendersicht extrem verändert.

Dennoch ist ein Blick auf die letzte Aktualisierung eines Plugins für uns lohnenswert. Zum einen habe ich eben aus gutem Grund von Optimalbedingungen gesprochen – in der Praxis ist das nämlich häufig nicht der Fall. Zum anderen können wir vom letzten Änderungsdatum darauf schließen, ob das betreffende Plugin noch aktiv betreut wird. Wenn hier zumindest jeweils die Kompatibilität mit der aktuellen WordPress-Version verkündet wird, können wir davon ausgehen, dass das Projekt nicht ganz tot ist.

Im besten Fall finden wir ein Changelog, in dem sich gleich mehrere zurückliegende Aktualisierungen einsehen lassen. Das kann uns unter Umständen noch ein etwas besseres Gefühl für den Umfang und die Regelmäßigkeit von Änderungen geben.

Support-Aktivitäten

Gibt es ein öffentliches Support-Forum, wie auf WordPress.org, so lohnt sich auch hier ein Blick. Viele unbeantwortete Anfragen können ein Indikator dafür sein, dass ein Plugin nicht aktiv betreut wird, dass der/die Entwickler*in sich nicht mehr dafür interessiert oder dass die Entwicklung komplett eingestellt wurde.

Dem muss aber nicht so sein. Zumindest auf WordPress.org erfolgt der Support auf freiwilliger Basis, einige Entwickler*innen haben kein Interesse daran, das Forum für Support zu nutzen. Das ist nicht unbedingt ein Ausschlusskriterium, verrät Ihnen aber, womit Sie rechnen müssen, wenn Sie selbst einmal eine Frage haben.

Auf kommerziellen Plattformen wird Ihnen vor dem Kauf nicht immer die Möglichkeit zur Verfügung stehen, ein Forum einzusehen. Vor dem Kauf lohnt es sich dann, mit dem Support Kontakt aufzunehmen und eine Frage zu stellen. Reaktionszeit, Kooperationsbereitschaft, Freundlichkeit und vielleicht sogar Sprache der Support-Mitarbeiter könnten für Sie in der Zukunft relevant sein. 

Beschreibung und Auftritt

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie den Auftritt eines Plugins betrachten? Werden Ihnen Funktionen und Umfang aus der Beschreibung klar? Sind relevanten Fragen beantwortet? Lässt das Design der Seite (sofern es sich nicht um WordPress.org oder eine der großen Plattformen handelt) auf einen professionellen Anbieter schließen oder doch eher auf ein Hobby-Projekt?

Nach solchen Äußerlichkeiten zu entscheiden, ist natürlich nicht sonderlich objektiv. Aber mehr als einmal habe ich mich schon gegen ein Plugin entschieden, dessen Website absolut unprofessionell wirkte und mich wirklich daran zweifeln ließ, ob es um den Zustand des Plugin-Codes besser bestellt ist.

Autor

Auch wenn Sie die Namen bekannter WordPress-Entwickler*innen nicht im Schlaf aufsagen können, kann es hilfreich sein, einen Blick auf den oder die Urheber eines Plugins zu werfen.

Im ganz banalen Fall starten Sie eine Google Suche mit dem Namen und dem Zusatz "WordPress". Auch hier ist ein Stück weit Ihr Bauchgefühl gefragt. Wirkt die betreffende Person so, als wisse sie, wie man WordPress buchstabiert? Bonuspunkte gibt es für ein ordentlich gepflegtes Blog mit Fachartikeln, Vorträgen auf WordPress-Meetups oder anderen Veranstaltungen. Viele Entwickler*innen haben zudem ein WordPress.org-Profil, in dem sich ihre Aktivitäten und Errungenschaften zumindest erahnen lassen. Hier ist besonders der "Plugins"-Abschnitt interessant. Hat der betreffende Autor weitere Plugins im Sortiment? Sind sie gut bewertet und häufig im Einsatz?

Ist der Urheber Ihres Plugins hingegen gänzlich unbekannt, oder tritt als schwer nachverfolgbares Pseudonym in Erscheinung, ist ein wenig mehr Vorsicht geboten.

Bewertungen

Die Art (und Qualität) von Bewertungen, die Ihnen zur Verfügung steht, unterscheidet sich je nach Plattform deutlich. Dennoch geben auch diese uns einen weiteren wertvollen Anhaltspunkt in unserer Bewertung.

Auf WordPress.org finden Sie eine einfache Bewertung von 1 bis 5 Sterne. Neben der offensichtlichen Sterne-Anzahl sollten Sie hier vor allem auch auf die Anzahl der Bewertungen achten. Eine perfekte 5-Sterne-Wertung ist einfach erreicht, wenn nur der/die Entwickler*in selbst sein/ihr Plugin bewertet hat. Wenn dutzende oder gar hunderte Bewertungen in die Berechnung einfließen, sind glatte fünf Sterne deutlich beeindruckender. Auch ein genauerer Blick auf einige der Bewertungen lohnt sich. Nicht immer handelt es sich um fundierte Bewertungen der Plugin-Funktionen. Eine schlechte Bewertung muss also nicht immer ein Ausschlusskriterium sein.

Wird das betreffende Plugin auf einem anderen Marktplatz angeboten, finden Sie auch dort in der Regel Bewertungen, die denen auf WordPress.org in den Grundzügen gleichen.

Bieten Entwickler*innen die Plugins auf ihren eigenen Websites an, dürfen wir nicht vergessen, dass wir nur sehen, was der/die Entwickler*in uns sehen lässt. Aber auch hier können wir auf eine einfache Google-Suche zurückgreifen, um Erfahrungsberichte, Rezensionen und Tests zu Tage zu fördern.

Empfehlungen

Der Übergang von Bewertungen zu tatsächlichen Empfehlungen ist fließend. Im Internet finden sich zu den verschiedensten Plugins ausführliche Tests und Erklärungen, die oft weiter über einfache Bewertungen hinausgehen. Mit etwas Glück sollten Sie so in den meisten Fällen abschätzen können, ob ein Plugin für Ihren Anwendungsfall tauglich ist.

Auf seelenlose Listen-Artikel wie "Diese 9 Plugins benötigt jede Website" oder "Die 20 Game-Changer WordPress-Plugins 2021" können Sie dabei im Übrigen getrost verzichten. Ein nennenswerter Erkenntnisgewinn dürfte hier in den meisten Fällen nicht stattfinden.

Wirklich geadelt wird ein Plugin aber erst durch eine persönliche Empfehlung. Wenn ein WordPress-Profi, dem Sie vertrauen, ein Plugin empfiehlt, sollte das in Ihrer Bewertung mindestens einen Bonuspunkt wert sein. 

Sie finden keine derartigen Empfehlungen? Wenn Sie langjährige WordPress-Anwender*innen kennen, gelegentlich auf einem lokalen WordPress-Meetup vorbeischauen oder in Artikeln, Podcasts oder eBooks auf WordPress-Profis aufmerksam geworden sind, denen Sie das nötige Wissen zutrauen: fragen Sie einfach. 

Die Entscheidung

Nachdem Sie einen oder mehrere Plugin-Kandidaten anhand dieser Punkte überprüft haben, müssen Sie wohl oder übel zu einer Entscheidung kommen. Einzelne Punkte können für Ihren individuellen Fall dabei durchaus größeres Gewicht haben als andere. Vielleicht erweitern Ihre Anforderungen meine exemplarische Checkliste aber auch noch. Zum Beispiel, weil Barrierefreiheit für Sie und Ihr Projekt besonders wichtig ist und ein Plugin, das hier punktet, automatisch die Nase vorn hat.

Wenn Sie am Ende die Wahl zwischen zwei vermeintlich gleich guten Plugins haben, testen Sie beide. In den allermeisten Fällen wird sich der Umgang mit einem der beiden besser anfühlen. Vor allem, wenn Sie viel und regelmäßig mit einem Plugin arbeiten, ist das abschließend ein Aspekt, den Sie nicht vernachlässigen sollten.

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Titelmotiv: Unsplash

Der Autor:


Simon Kraft ist seit 2008 WordPress-Entwickler. Er ist ein aktives Mitglied der WordPress-Community und im Pluginkollektiv. Als Speaker und Berater beschäftigt er sich mit Performance-Optimierung und den Auswirkungen des Internets auf den Klimawandel.