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Moderne Web-Apps: Begriff, Geschichte, Beispiele


Veröffentlicht am 20.09.2023 von DomainFactory

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Einmal im Jahr ist sie fällig: die Steuererklärung. Viele nutzen dafür bereits „Mein Elster“: Das „Online-Finanzamt“ lotst durch alle Formulare, bietet eine Fortschrittsanzeige und eine Plausibilitätsprüfung der Angaben. Lokal installiert werden muss die Steuersoftware nicht. Die Steuererklärung wird komplett online im Browser angefertigt. „Mein Elster“ ist damit ein Web-App-Beispiel par excellence.

Wenn Sie sich schon mal gefragt haben, ob Sie in eine Web-App investieren sollten, aber gar nicht so genau wissen, was das eigentlich ist – hier erfahren Sie es.

Web-App oder Website – wo ist da der Unterschied?

Eine „Web-App“ oder „Web Application“, zu Deutsch „Webanwendung“, ist laut Wikipedia ein „Anwendungsprogramm nach dem Client-Server-Modell“, das nicht lokal installiert werden muss, für Daten und Funktionen wesentlich auf einen Webserver angewiesen ist und (meist) über einen Webbrowser genutzt wird.

Demnach ist eine Web-App eine Software, die Webtechnologien verwendet und auf Servern läuft, die über das Internet angesteuert werden – wie Standard-Webseiten auch. Die meisten Begriffsbestimmungen gehen davon aus, dass bei Web-Apps im Gegensatz zur Webseite nicht der Informationsaspekt im Mittelpunkt steht, sondern ein Service angeboten wird und der Interaktionsgrad entsprechend höher ist – also eine eher unscharfe Abgrenzung. Technisch gesehen besteht der Unterschied zu klassischen Webseiten erst einmal einfach darin, dass Web-Apps mit einer Programmiersprache – meist JavaScript oder PHP – programmiert werden, um eine mehr oder weniger komplexe Anwendungslogik umzusetzen.

Reine Websites dagegen bestehen (vor allem) aus HTML- und CSS-Seiten. HTML und CSS sind Auszeichnungs- bzw. Stylesheet-Sprachen und können anders als Programmiersprachen nicht auf der Basis von Algorithmen Daten verarbeiten oder Funktionen ausführen. Sie werden lediglich verwendet, um Inhalte im Web zu strukturieren und darzustellen, konzentrieren sich also auf die Gestaltung von Websites. JavaScript kommt bei klassischen Webseiten ebenfalls zu diesem Zweck zum Einsatz, um durch dynamische Elemente die Benutzererfahrung zu verbessern.

Was leisten Web-Apps?

Web-Apps werden hauptsächlich für die zielgerichtete Interaktion mit Nutzern konzipiert. Deshalb können Sie sich in vielen Online-Situationen sicher sein, dass Web-Apps im Hintergrund laufen, so beim:

  • Online-Banking
  • Online-Shopping
  • Online-Lernen, ‑Arbeiten und ‑Zusammenarbeiten
  • Suchen mithilfe von Suchmaschinen oder Kartendiensten
  • Ausfüllen und Absenden von Formularen
  • Kommunizieren in Foren oder Netzwerke
  • Nutzen von Medien-Angeboten
  • Online-Spielen

Eine kurze Geschichte der Web-Apps

Historisch betrachtet sind Web-Apps durch neue Webtechnologien immer interaktiver, dynamischer und komplexer geworden. Alles begann mit der Einführung von serverseitigen Scriptsprachen wie PHP und ASP. Sie ermöglichten es, Aktionen der Nutzer wie das Stellen einer Suchanfrage zu verarbeiten, Datenbanken abzufragen und dynamisch generierte Inhalte anzuzeigen. Mit AJAX (Asynchronous JavaScript and XML) stand ab den späten 1990er Jahren eine clientseitige Webtechnologie zur Verfügung, mit der Daten dynamisch im Hintergrund geladen und aktualisiert werden können, ohne dass die Website jedes Mal neu geladen werden muss. Dadurch verbesserte sich die Nutzererfahrung mit Web-Apps deutlich.

Weitere wichtige Webtechnologien waren Adobe Flash, Microsoft Silverlight und Java FX. Sie machten sogenannte Rich Internet Applications möglich, die schneller und effektiver funktionierten, Multimedia-Inhalte wie Audio, Video und Animationen besser integrieren konnten und ansprechendere Benutzeroberflächen für die Interaktion boten. Heute leistet das HTML5, proprietäre Erweiterungen werden nicht mehr benötigt.

Die Entwicklung von Web-Apps wird heute vor allem durch Webframeworks geprägt. Sie stellen eine Vielzahl von Bibliotheken und Tools bereit, um schnell und effizient Webanwendungen programmieren zu können. Mehr dazu erfahren Sie in unseren Beiträgen Moderne Web-Apps programmieren und Web Application Frameworks.

Beispiele für Web-Apps: Meine Best-of-Sammlung

Meine Lieblings-Web-App habe ich schon preisgegeben: „Mein Elster“. Ich würde mir wünschen, dass die Verwaltung noch viel mehr Web-Apps für ihre Dienstleistungen bereitstellt. Beim Online-Kindergeldantrag mit dem Elster-Zertifikat klappt das ja inzwischen auch schon. Bei vielem anderen aber hinkt die Verwaltung der Digitalisierung gnadenlos hinterher und zwingt uns damit weiterhin auf die Ämter.

Beim Online-Lernen bin ich Fan der Khan-Academy, die kostenlos Lernressourcen für alle Altersgruppen und viele Wissensgebiete zur Verfügung stellt, davon viele auch auf Deutsch. Die Web-App ermöglicht eine personalisierte Lerner-Journey, das heißt sie analysiert die Lernfortschritte anhand der Ergebnisse der Übungsaufgaben und schlägt darauf aufbauend weitere Lernmaterialien vor.

YouTube ist natürlich ein großartiges Web-App-Beispiel für den Bereich der Mediennutzung. Ich denke, fast niemand würde auf diesen Dienst, der Videos für alle Interessen zur Verfügung stellt, verzichten wollen. Toll finde ich aber auch die digitalen Sammlungen von Museen, die sich inzwischen mit dem Webbrowser leicht durchstöbern lassen, zum Beispiel die Sammlung des Städel Museum in Frankfurt am Main. Auch die digitalen Streaming-Angebote, die sich mit einem Bibliotheksausweis ganz ohne Account und monatliche Gebühren nutzen lassen, wie freegalmusic.com oder filmfriend.de, gehören zu meinen Lieblings-Web-App-Beispielen.

Im Bereich Zusammenarbeiten gibt es viele nützliche Web-Apps, die während der Corona-Pandemie einen großen Schub erfahren haben. Am bekanntesten sind sicher Microsoft Office Online sowie die Office Apps und der Filehosting-Dienst von Google, aber auch das europäische Pendant Nextcloud bietet hervorragende Web-Apps für die Teamarbeit über einen Internetbrowser.

Browserspiele gibt es wie Sand am Meer, da findet jeder etwas nach seinem Geschmack. Ich spiele zur Entspannung beispielsweise gerne eine Runde GeoGuessr. Bei diesem Spiel wird man irgendwo auf der Welt in einer Stadt abgesetzt, bewegt sich wie bei Google Street View und rät gegen eine Gruppe Bots oder andere Online-Player, wo man ist.

Vorteile von Web-Apps

Verglichen mit Desktop- und Mobile-Apps haben Web-Apps einige Vorteile. Der wichtigste ist die uneingeschränkte Zugriffsmöglichkeit. Ganz egal, welche Art von Gerät Sie benutzen, Sie müssen nur über einen Internetzugang verfügen und können jederzeit auf eine Web-App zugreifen, um beispielsweise Daten anzufragen, die auf einem entfernten Server liegen.

Die Investitionen für die Programmierung einer Web-App fallen in der Regel niedriger aus, denn Sie müssen nicht verschiedene Software-Versionen für unterschiedliche Betriebssysteme bereitstellen. Dadurch lässt sich eine gewünschte Anwendung zudem schneller entwickeln.

Oft müssen Desktop-Anwendungen im Unternehmensumfeld Daten und Dateien aus verschiedenen Quellen abrufen – manches ist noch lokal gespeichert, vieles schon in der Cloud. Da Web-Apps in der Regel alle Dateien und Daten cloudbasiert speichern, sind sie oft schneller als Desktop-Apps.

Auf einem Dedicated Server lassen sich ressourcenintensive Web-Apps mit hohem Datenverkehr sicherer betreiben als Desktop-Apps auf lokalen Systemen, denn die Gefahr von Datenverlusten aufgrund von Hardwareausfällen verringert sich. Web-Apps sind außerdem leichter skalierbar, lassen sich an mehr Traffic und größere Datenvolumina gut anpassen.

Schließlich sind auch das Aktualisieren und die Wartung einer Web-App einfacher, da die Software nur auf einem Webserver betrieben wird. Die Nutzer müssen hier nicht auf jedem ihrer Client-Geräte Sicherheitsupdates oder Weiterentwicklungen neu installieren, stattdessen geschieht das zentral nur auf der Serverseite.

Nachteile von Web-Apps

Web-Apps sind in erheblichem Maße von der Qualität der Internetverbindung abhängig. Sind Verbindung oder Geschwindigkeit schlecht, wirkt sich das unmittelbar auf die Leistungsfähigkeit der Anwendung aus und kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass Anwendungen gar nicht genutzt werden können.

Höher zu bewerten sind bei Web-Apps zudem die Angriffsrisiken und damit die Gefahren für Erpressungsversuche und Datendiebstahl.

Fazit: Web-App, Desktop-App oder native Mobil-App?

Insgesamt bieten Web-Apps eine flexible, zugängliche und kosteneffektive Möglichkeit, um Anwendungen zu erstellen und bereitzustellen, die viele Menschen erreichen. Die meisten Unternehmen verfolgen heute die Strategie, sowohl Client-Apps als auch Web-Apps zur Verfügung zu stellen, um allen Interaktionsbedürfnissen gerecht zu werden. Müssen Sie sich aus Budget-Gründen zwischen den verschiedenen Varianten entscheiden, dann empfiehlt es sich, zunächst eine Web-App zu realisieren, da sie die größte Zugänglichkeit bietet.

Titelmotiv: Photo by Olaf Val on Unsplash

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